Am Morgen des 10. November 1938 wurden die beiden Synagogen in der Südanlage und der Steinstraße in Brand gesteckt. Sie brannten noch am selben Tage komplett nieder. Die Gießener Feuerwehr unternahm keine Anstrengungen, die Brände zu löschen. Zur gleichen Zeit wurden Geschäfte und Wohnungen geplündert und Gießener Jüdinnen und Juden gedemütigt, bedroht und geschlagen. Zum Kreis der Täter zählen SA-Leute und NSDAP-Funktionäre, aber auch viele Schüler. Obwohl sich die Taten vor den Augen der Gießener Bevölkerung ereigneten und sich so mancher Täter im Nachhinein sogar mit seinen Taten brüstete, wurde nach Kriegsende keiner der für die Verbrechen Verantwortlichen jemals zur Rechenschaft gezogen. Alle Tatverdächtigen des Gießener „Synagogenbrandprozesses“ von 1948 wurden vielmehr freigesprochen.
Die Opfer der antisemitischen Verfolgung und des in deutschem Namen begangenen beispiellosen Massenmordes dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Der offen artikulierte Antisemitismus der letzten Wochen zeigt, dass die vom Antisemitismus ausgehende Gefahr in Deutschland noch immer unterschätzt wird. Antisemitismus in jedweder Form – egal ob von links, von rechts, vom Islamismus oder von der Mitte der Gesellschaft ausgehend – muss endlich entschieden bekämpft werden.
Gegen jeden Antisemitismus!